Die heutige Gesellschaft wird immer mehr mit Rückenproblemen konfrontiert. Jede dritte Krankschreibung ist auf Rückenprobleme zurückzuführen. erego©-Training ist ein Training speziell für die Rückenmuskulatur. In speziellen Kursen lernt der Kursteilnehmer Übungen und erhält Anleitungen zur Stärkung seines Rückens.
Fragen und Antworten
Weshalb haben manche Menschen chronische Rückenschmerzen und andere nicht?
Liegt es, wie so häufig angenommen, am fehlenden Muskelkorsett?
Was ist dann z.B. mit einem muskulösen Patienten, der trotzdem über Rückenschmerzen klagt?
Weshalb haben oft Menschen, die viel weniger proportionierte Muskelmasse aufweisen nie Rückenschmerz?
Was gibt es für Gründe, weswegen intensives medizinisch durchgeführtes Fitnesstraining so häufig nicht die erwünschte Besserung der Rückenschmerz-Problematik bringt?
Weshalb ist Rückenschmerz gerade in unserer modernen hochtechnisierten Welt ein ständig wachsendes Problem?
Was kann ich effektiv gegen Rückenprobleme tun, um für den Alltag mehr Stabilität zu bekommen?
Fragen über Fragen.
Sicherlich wäre es vermessen, wenn hier die generalisierte Antwort auf das Problem Rückenschmerz und Bandscheibenleiden gegeben würde. Wir wollen an dieser Stelle betonen, dass Schmerzen immer ein multifaktorelles und sehr individuell abhängiges Geschehen sind. Deshalb läßt sich keine Pauschallösung zur Behandlung anbieten. Wohl aber gibt es seit einigen Jahren wissenschaftliche Antworten auf die oben gestellten Fragen, die das therapeutische Denken und Handeln in neue Bahnen lenken. Für die Behandlung von Patienten mit lumbalen Rückenschmerzen wurden durch Forschung gestützte therapeutische Übungen entwickelt. Diese Übungen zielen auf die Wiederherstellung der aktiven segmentalen Stabilisation. Der Denkansatz steht in krassem Gegensatz zu fast allen anderen momentan existierenden rehabilitativen Übungsprogrammen. Das entwickelte Programm konzentriert sich auf das Wiedererlernen einer selektiven, niederschwelligen Kontraktion tiefer Muskeln. Diese Muskeln sind hauptverantwortlich für die segmentale Stabilisierung der Wirbelsäule. Große Muskeln mit einem hohen Drehmoment bleiben dabei relativ inaktiv.
Konzept
Als schlussfolgernde Konsequenz gilt es das wissenschaftlich erarbeitete „Know-how“ therapeutisch umzusetzen und zur Prävention und Rehabilitation von instabilen Wirbelsäulen zu nutzen.
Die effektive Umsetzung des erego-Trainings hängt einerseits von der Aufklärung, Information und (sanften und langsamen) Anleitung zu den Übungen ab. Das erfordert genügend intellektuelles Verständnis und die Mitarbeit und den Willen des Patienten aktiv an seinem Problem zu arbeiten.
Zu Beginn des Programms wird der Patient eingehend manualtherapeutisch untersucht. Ziel ist, der Ursache des Rückenproblems so nah wie möglich zu kommen. Wird eine Koordinationsschwäche der satbilisatorischen Muskeln festgestellt, so sollte der Patient voll in das Gesamtprogramm von erego-Training intrigiert werden. Es ist dabei wichtig, den Patienten kontinuierlich über einen Zeitraum von ca. 3-4 Monaten (zwei- bis dreimal wöchentlich) zu betreuen.
Wir teilen die KursteilnehmerInnen in zwei Gruppen ein. Begonnen wird immer in der „Anfängergruppe“. Hier werden eingehend die Hintergründe der Instabilität und Rückenschmerzen erläutert. Das Gefühl für die selektive Arbeit mit der genannten Muskulatur wird sensibel erlernt. Haben die TeilnehmerInnen genügend Einfühlungsvermögen in die Körperarbeit, so werden in der „Fortgeschrittenen-Gruppe“ die Übungen vertieft und ein Heimprogramm erarbeitet.
In gewissen Zeitabständen findet eine individuelle Überprüfung der TeilnehmerInnen statt. Verbesserungen werden notiert und sollen für den Alltag gefestigt werden.
Da Bewegung für viele erst einmal wieder Spaß machen muss, damit sie überhaupt vollzogen wird, ist es uns überaus wichtig, dass pädagogisch geschulte Therapeuten keine trockene medizinische Ratsamkeit an den Tag legen. Vielmehr steht der freudige und humorvolle Umgang mit dem Körper und ein positives Erleben von Bewegung stets im Vordergrund unserer Therapie. Es ist uns von großer Bedeutung, die oft chronisch schmerzgeplagten Patienten aus dem Teufelskreis herauszuholen und Ihnen Mut und eine Perspektive für die Aktivitäten des täglichen Lebens zurückzugeben.
Behandlungsprinzipien
Die Prinzipien für die Rehabilitation beider Muskeln (M. multifidus und M. transversus abdominis) beinhalten folgende Notwendigkeiten:
- eine Konzentration auf das betroffene Wirbelsäulensegment (das bedeutet einen sehr präzisen Behandlungsansatz)
- das Wiederherstellen der Erregbarkeit des motorischen Neuronenpools
- die Reduzierung der hemmenden Faktoren.
Zu allererst ist in der Rehabilitation die Tätigkeit der globalen Muskulatur von den segmental stabilisierenden Muskeln zu differenzieren und zu isolieren. Es ist relativ einfach, den M. transversus abdominis und den M. multifidus zu aktivieren, aber es ist sehr schwierig, sie isoliert zu aktivieren. Gerade dieses isolierte Anspannen ist notwendig, um die Probleme der motorischen Kontrolle zu beheben.
In den meisten Köpfen herrscht die Vorstellung, man müsse Muskeln schweißtreibend und unter Maximalbelastung kräftigen, um deren stabilisatorischen Effekt zu erreichen. Im Falle von M. multifidus und M. transversus abdominis handelt es sich jedoch um ein sehr subtiles feinfühliges Heranarbeiten. Es ist ohne Zweifel ein anstrengendes Training durch die geforderte Konzentration auf das selektive Arbeiten der beiden Muskeln. Trotzdem ist die Vision des „Powertrainings“ zur Bekämpfung von Rückenschmerzen kaum aus den Köpfen zu verdrängen. Die Meinung „viel hilft viel“ ist immer noch weit verbreitet. Wichtiger ist es die Übungen langsam, sanft und kontrolliert auszuführen.
Aufklärung ist daher Teil des ganzen Programms. Der Patient sollte aus der aktuellen Forschung begreifen, warum versucht werden muss, den Muskel isoliert anzuspannen und inwieweit sich das vorteilhaft auf die Kontrolle der Schmerzen und auf das Verhindern von Rückfällen auswirken kann. Ebenso muss eine Information darüber erfolgen, dass die Kraft der Bauchmuskulatur nichts mit der Fähigkeit der isolierten Anspannung des M. transversus abdominis zu tun hat. Viele Patienten verstehen nicht, warum sie Rückenprobleme haben, wo doch ihre Muskulatur gar nicht so schlecht ausgeprägt ist.
Wir arbeiten didaktisch mit einfachen bildlichen Vorstellungen, wie z.B. „der Muskel ist wie ein Korsett oder Gürtel. Er zieht sich zu Ihrem Schutz zusammen bevor eine Bewegung beginnt.“ Taktile Reize sollen zusätzlich den Ort der Aktivierung des Muskels verdeutlichen.
Ein sog. Bio-Feedback-Gerät, der Stabilizer, wird von uns zum Test und auch zum kontrollierten Üben eingesetzt. Für den Test wird der Patient in Bauchlage auf ein Luftkissen mit Anschluss an einen Druckmesser (ähnlich einem Blutdruckgerät) gelegt. Das Gerät wird so platziert, dass das untere Ende auf der Höhe der Spina iliaca anterior superior liegt und bis auf etwa 70mmHg Druck aufgepumpt. Der Patient wird angeleitet, einmal langsam ein- und auszuatmen, ohne Einatmung soll er die Bauchdecke langsam und sanft einziehen, so, als wolle er das Gewicht des Bauchinhaltes unterstützen. Diese Anspannung wird gehalten und dabei normal weitergeatmet. Gelingt die Ausführung wird der Druck im Luftkissen langsam um ca. 6 – 10 mmHg sinken.